Mit einem interessanten Gast geht „Eat and Talk“, das Angebot der evangelisch-refomierten Kirchengemeinde Schötmar für alle jungen Erwachsenen zwischen 18 und 35 Jahren, am Donnerstag, 1. Oktober in die nächste Runde. Daniel Schmidt lebt in dem vermeintlichen Spannungsfeld, zugleich Gamer und Christ zu sein. Der 28-Jährige spielt am liebsten strategische Shooter, ist aber auch immer für die Diskussion theologischer und philosophischer Fragen zu haben.

Er ist erster Vorsitzender des Main Quest Ministries e.V. und leistete als Leiter der Game Church Deutschland internationale Pionierarbeit, zudem wirkt er als Beiratsmitglied bei return – Fachstelle für Mediensucht in Hannover mit und studiert Erziehungswissenschaft in Bielefeld. Als freiberuflicher Referent bietet er Workshops für Eltern und Jugendliche an, um Grundsätze gesunder und erfolgreicher Medienerziehung zu vermitteln und Chancen und Gefahren der Medien zu reflektieren.

An dem Abend, der als Zoom-Meeting stattfinden wird, spricht Daniel Schmidt unter dem Titel „Gaming und der Sinn des Lebens“ über seinen bisherigen Lebensweg. Beginn ist um 19.30 Uhr mit einem gemeinsamen Essen, das vorab pünktlich zum Start von den Veranstaltern an angemeldete Teilnehmer ausgeliefert wird. Das Gespräch mit Daniel Schmidt startet dann um 20 Uhr.

Infos und Anmeldung per Mail an eatandtalk@kirche-schoetmar.de

Ganz besondere Bilder sind aktuell in der Begegnungsstätte zu sehen. Degol Samuel, 24 Jahre alt, zeigt neben weiteren eriträischen Künstlern, die in Lippe Zuflucht gefunden haben, seine Werke. Als Teenager floh er vor dem autoritären Regime aus seinem Heimatland und lebt seit eineinhalb Jahren in Bad Salzuflen. Die Ausstellung wird am Freitag, 11. September um 18 Uhr mit einem „Eritrea-Abend“ eröffnet. Anschließend sind die Bilder donnerstags und freitags von 13.30 bis 17.30 Uhr während der Öffnungszeiten des „Cafés am Kirchplatz“ zu besichtigen.

Wenn er über seine Kindheit spricht, wird Degol Samuel wehmütig. Es sei eine glückliche Zeit gewesen, als jüngstes von sieben Kindern unter seiner gütigen Mutter aufzuwachsen, auch wenn der Vater bereits verstarb, als er gerade einmal vier Jahre alt gewesen war. Seine Heimat war Asmara, die Hauptstadt Eritreas. Klar, dass er sie auch auf einem seiner Bilder verewigt hat. Es zeigt den Turm einer Kirche im romanisch-lombardischen Baustil, den man so im Nordosten Afrikas vielleicht nicht erwartet hätte. Sie stammt aus der Zeit, als Eritrea ein halbes Jahrhundert, bis 1941, lang italienische Kolonie war.

Seit 1993 ist das Land unabhängig, doch Präsident Isayas Afewerki regiert autoritär in einem Ein-Parteien-System mit brutaler Militärgewalt. „Als Jugendlicher hat man immer Angst davor, bei einer Passkontrolle vom Militär mitgenommen zu werden“, erklärt Degol Samuel. Als die Angst immer größer wurde, floh er mit einem Freund über die Grenze nach Äthiopien, doch im Sudan wurden sie getrennt. In Libyen verharrte er drei Tage ohne Wasser in der Wüste, kam ins Gefängnis und musste Zwangsarbeit leisten. Doch wie durch ein Wunder überlebte er und erreichte schließlich Italien. Im Sommer 2018 kam er dann nach Deutschland, über Gießen, Bochum, Bielefeld und Münster führte der Weg nach Bad Salzuflen, wo er seit März 2019 in einer Wohngemeinschaft lebt.

Hier entdeckte Degol Samuel seine Leidenschaft für das Malen. Über das Sozialamt entstand ein Kontakt zu Dorothea Senz-Ndiaye, die stellvertretende Sprecherin des Bad Salzufler Ratschlags für Vielfalt, Toleranz und Respekt. Die suchte eigentlich einen afrikanischen Musiker für die „Interkulturelle Woche“ im September 2019, doch zeigte sich sehr beeindruckt, als sie Degol Samuels Werke sah. Und so präsentierte er seine ersten beiden Bilder auf dem Eröffnungsabend der Veranstaltungswoche im Foyer des Rathauses.

Dorothea Senz-Ndiaye, die ihn bis heute begleitet und unterstützt, kam wiederum mit Pfarrer Matthias Schmidt ins Gespräch, der regelmäßig Ausstellungen in der Begegnungsstätte Schötmar veranstaltet, wo nun also Degol Samuels Werke zu sehen sein werden. Mittlerweile sind neun Bilder fertiggestellt, drei weitere sind in Arbeit. Er hofft, sie bis zur offiziellen Eröffnung am 11. September vollenden zu können. Typische Themen seiner Bilder sind die Menschen, Kultur und Natur in Afrika. Er betont die positiven Dinge, denn sie will er in guter Erinnerung behalten. „Hinzu kommt, dass die Menschen in Europa oft negative Bilder von Afrika im Kopf haben“, meint er. „Ich möchte hingegen, dass sie auch die Tradition und Schönheit in meiner Heimat kennenlernen.“ Gerade arbeitet er an dem Bild einer Schauspielerin aus seiner Heimat. Sie ist festlich gekleidet und trägt ihr Kind, so ist es in Eritrea üblich, nicht vorne, sondern auf dem Rücken.

Degol Samuel malt mit dem Pinsel Acryl auf Leinwand. Er hat es nie professionell gelernt, aber es bereitet ihm viel Freude. Er weiß aber auch, dass es schwierig ist, von Kunst zu leben. Aktuell besucht er den B2-Sprachkursus und sucht nach einem Ausbildungsplatz: Schreiner, Maler, Fliesenleger – Hauptsache handwerklich. Degol Samuel will anpacken. In Deutschland konnte er den lange unterbrochenen Kontakt zu seiner Familie wiederherstellen. Seine Mutter, zwei Schwestern und ein Bruder leben noch in Asmara, einmal im Monat können sie telefonieren. „Das ist immer sehr schön, aber danach fühle ich mich tagelang anders“, berichtet er. „Zuhause zu sein fehlt mir, ich vermisse meine Heimat. Ich denke ständig daran, wie es war mit meiner Mutter.“ Doch seine Gegenwart, und hoffentlich auch seine Zukunft, ist in Bad Salzuflen. „Als Kind hat man so viele Wünsche, aber die Erfüllung ist schwierig“, erklärt Degol Samuel. „Jetzt möchte ich einfach nur ein ganz normales Leben führen.“