Zur Mittagszeit in der Mitte der Woche laden die Pfarrer Markus Honermeyer und Matthias Schmidt mit Kirchenmusikerin Uta Singer dazu ein, per Telefon ein Momentchen mit einem kurzen Lied, der Tageslosung und Gebet inne zu halten.

„Gemeinsamkeit und Gespräch mit anderen Menschen sind in diesen Zeiten sehr rar geworden. Auch wenn wir wieder Gottesdienste feiern dürfen, bleiben einige aus Vorsicht zuhause. Dennoch versuchen wir, im Kontakt zu bleiben, uns gegenseitig ein gutes Wort zuzusagen und gemeinsam miteinander und füreinander zu beten. Selbst der Gesang darf per Telefon sein“, erklären die Verantwortlichen. „Natürlich braucht es etwas Mut, sich einzuwählen. Aber ohne Mut und Kreativität wäre das Leben langweilig, besonders in dieser Zeit! Wir freuen uns auf alle, die dazukommen möchten.“

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Während Menschen Gott um Beistand und Hilfe bitten, ihm Ehre und Dank im Gottesdienst erweisen, gerät ihnen etwas aus dem Blick: Abseits des Gottesdienstes und der Bitte um Beistand ruht ihr Wohlstand, ihre Sicherheit auf dem Leid und der Armut ihrer Mitmenschen. Prekäre Arbeitsverhältnisse, Schuldsklaverei und beschämende Wohn- und Hygienebedingungen sind in direkter Nachbarschaft zu finden.

Wie in kaum einem anderen Text der Bibel stellt Jesaja hier den Gottesdienst dem Alltag gegenüber, und fordert, gerade die zwischenmenschlichen Lebensverhältnisse an Gottes Maßstäben auszurichten. Ungerechte Preise, hingenommene Armut und Ausbeutung – hier muss sich etwas fundamental ändern! Nur dann können Menschen bei Gott Gehör finden, wenn sie auch ihre „zwischenmenschlichen Hausaufgaben“ erledigen. Der Gottesdienst im Alltag ist die Hauptsache, dort wird sichtbar, wem man dient. Und allzu oft ist es der eigene Vorteil.

Umkehr, Abkehr von Scheinheiligkeit und Fatalismus, ein soziales Gewissen entwickeln, das ist nach den Worten Jesajas an der Zeit. Auch bei uns ist noch lange keine Gerechtigkeit sichtbar, die Schere von arm und reich geht gerade wieder einmal weiter auseinander. Der Aufschrei über die unhaltbaren Zustände in der Fleischindustrie und das Entsetzen über Umgang mit Flüchtlingen im vermeintlichen Asyl Europa verklingen schon wieder. Unser hart erarbeiteter Wohlstand, unsere Sicherheit, sind an vielen Stellen auch Ergebnis eines harten Wettbewerbs, der Schwächere ausnutzt. Die Mechanismen sind aber kompliziert, die Lieferketten schwer zu durchblicken.

Dennoch: Worum wir Gott bitten, sollen wir unserem Nächsten nicht versagen. Und werden in der Passionszeit gewahr: Für uns geht Jesus nach Jerusalem, sein Leiden ist voller Liebe für die, die in der Nächstenliebe versagt haben, deren Gehorsam gegenüber Gottes Geboten ausblieb. Die Liebe Gottes für die Verlorenen und Schuldiggewordenen ruft zur Umkehr zur Gerechtigkeit.